Die Ereignisse überschlagen sich und jede Prognose darüber, wie es weitergehen könnte, scheint im Zeitraffer zu verwelken. Die immobilienökonomische Analyse kann in diesen bewegten Zeiten nur einen kleinen, aber dennoch nützlichen Beitrag leisten, indem sie versucht, Orientierungspunkte im Meer der radikalen Unsicherheit zu identifizieren.
„Die tiefste globale Rezession der Nachkriegsgeschichte“ urteilt Prof. Dr. Thomas Mayer, Gründungsdirektor der Flossbach von Storch Research Institute.
Nur was kann dies für den Immobilienmarkt bedeuten?
Wir haben in den vergangenen Tagen viel recherchiert und zahlreiche Expertenmeinungen zusammengetragen, von Maklerkolle-gen, Sachverständigen und weiteren Experten in verschiedensten Funktionen in der Immo-bilienwirtschaft.
Aus jetziger Sicht gehen wir von einer zunächst stabilen Marktsituation bei stagnierenden Preisen bei längeren Vermarktungsdauern aus.
Aktuell zählt bei allen Marktteilnehmern quer über alle Bereiche vor allem Liquidität, so dass der Markt, auch durch die Unsicherheit geprägt, bis zu einer Lockerung der Corona bedingten Beschränkungen sich nicht bewegen wird.
Cash is King
Um so klarer die Situation mit der Zeit und um so berechenbarer die wirtschaftliche Entwicklung werden wird, um so stärker wird sich das Augenmerk auf die Finanzmärkte richten. Die hohe Staatsverschuldung und eine durch die Coronakrise geschwächte Finanz-welt, werden das Vertrauen in das Geldsystem nicht wachsen lassen. Realwerte sind für Anleger mit hohen Cashreserven dann gefragter denn je. Allerdings fallen, nach noch nie da gewesenen Verlusten auf den Aktienmärkten und sogar zwischenzeitlichen Wertverlusten beim als „sicheren Hafen“ geltenden Gold, diese Assetklassen weg.
Als Ausweg bleiben die in der Krise stabil gebliebenen Immobilien. Diese Stabilität rührt allerdings auch daher, dass Immobilien nicht so schnell und einfach verkauft werden können wie Wertpapiere oder Edelmetalle. Es ist also zu erwarten, dass die Nachfrage von Investoren vor allem nach Wohnimmobilien über den Rest des Jahres stark zunimmt.
Betongold bei Investoren als Ausweg
Diese erhöhte Nachfrage sollte die zu erwartende Zurückhaltung bei der Nachfragegruppe der „Eigennutzer“ zumindest über das heurige Jahr hinweg ausgleichen können. Klassische Eigennutzer-Kunden werden wohl nachhaltig verunsichert sein und in einer Zeit von gefähr-deten Arbeitsplätzen und schwacher Wirtschaft sich nicht auf viele Jahre hohe Schulden in Form eines Immobilienkredits zutrauen.
Eigennutzer warten auf niedrigere Preise
Wie lange diese Verunsicherung dauert hängt davon ab, wie lange die Wirtschaft benötigt, sich von dieser Jahrhundertkrise zu erholen. Jedenfalls werden die Investoren versuchen, Ihren liquiden Mittel relativ rasch in sichere Immobilien zu investieren. Viel „frisches“ Kapital wird sich in den angeschlagenen Märkten und der erkrankten Wirtschaft so schnell nicht verdienen lassen, so dass man im Jahr 2021 durchaus auch mit nachgebenden Preisen, besonders auch im Bereich der gegenüber Wohnungen kostspieligeren und renditeschwächeren Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser rechnen sollte. Aber eben auch bei Wohnungen sind Wertverluste in den folgenden Jahren durchaus wahrscheinlich.
Take what you can get – but make the deal
Die Nachfrage von Eigennutzern wird wohl erst wieder steigen, wenn die Wirtschaft sich nachhaltig erholt hat. Oder aber die Immobilienpreise sich dahingehend bewegen, dass es sich für Mieter wieder einfacher und mit weniger Risiko „rechnet“ in Eigentum zu wechseln. Also der Zeitpunkt, zu welchem Käufer, unter Einsatz geringer Eigenmitteln den erworbenen Wohnraum mit der Höhe der bisherigen Kaltmiete finanzieren können. Hier helfen natürlich die aktuell niedrigen Zinsen und eventuell steigende Mieten können auch dazu beitragen diese Situation schneller zu erreichen. Allerdings ohne sinkende Kaufpreise wird dies wohl nicht von statten gehen.
Das aktuelle Kredo für Immobilienverkäufer, die nicht mehrer Jahre warten können oder wollen muss also sein, möglichst am Beginn der Normalisierung stark am Markt vertreten zu sein und möglichst noch in der zu erwartenden stabilen Marktphase den Verkauf zu fixieren. Nicht unbedingt der höchste Preis sollte nun das Ziel sein, sondern der rechtzeitige Abverkauf in der noch stabilen Marktlage.
Besser der Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach
Vernunft statt Gier ist bei Verkäufern jetzt gefragt. Die letzten beißen die Hunde sagt der Volksmund. Das könnte sich hier wieder bewahrheiten.